- Vollelektrische Zweisystembahn aus Baden-Württemberg in Mittelsachsen im Einsatz
- Zweck: Tests der neuen Trennstelle Wechselstrom/Gleichstrom (AC/DC)
- VMS-Geschäftsführer: „Weg frei für Elektrifizierung des Chemnitzer Modells“
Chemnitz/Leipzig – Es ist nur ein unscheinbarer Einbau in der Oberleitung an den Bahnsteigen 3 und 4 des Chemnitzer Hauptbahnhofs. Die Vorrichtung – Systemtrennstelle genannt – ist Grundlage für die umweltfreundliche Elektrifizierung des Chemnitzer Modells in den nächsten Jahren. Mit der Trennstelle wird es den City-Bahnen möglich werden, während der Fahrt nahtlos vom Straßenbahnnetz (Gleichstrom, DC, 750 V) ins Eisenbahnnetz (Wechselstrom, AC, 15000 V) zu wechseln – und umgekehrt.
Das Vorbild für das System liefert das Karlsruher Modell. Es stand auch Pate für die Entwicklung des Chemnitzer Modells in den 1990er Jahren. Deshalb wird in den nächsten Tagen ein gelbes Fahrzeug der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft (AVG, Karlsruhe) Testfahrten absolvieren, damit die Trennstelle von den Bahn-Prüfern abgenommen werden kann.
Montagabend steuerte Mathias Raak, Triebfahrzeugführer der AVG, die Bahn vom Typ GT8-100D/2S-M auf ein Nebengleis am Hauptbahnhof Chemnitz. Für die rund 600 Bahn-Kilometer von Karlsruhe hatten er und sein Kollege Torsten Krüger mit Maximaltempo 100 knapp 13 Stunden benötigt.
Die elektrischen Bahnen aus Karlsruhe dienen den neuen VMS-Citylinks als Vorbilder. Sie kommen ab 2026 auf den elektrifizierten Strecken C11, C13, C14, C15 zum Einsatz und fahren komplett elektrisch, sowohl unter Straßenbahn- als auch unter Eisenbahndraht.
In den vergangenen Monaten hatte der VMS an den Bahnsteigen 3 und 4 des Hauptbahnhofs die Trennstelle installiert. Wichtiger Teil der Abnahme durch Bahn-Prüfer ist nun der Test mit einem geeigneten Fahrzeug. Da die Citylinks noch nicht verfügbar sind, hilft die AVG mit ihrem Fahrzeug aus.
VMS-Geschäftsführer Mathias Korda: „Wir sind dankbar für die Unterstützung. Die Kollegen testen alle Facetten des kombinierten Einsatzes beider Stromsysteme bis Ende nächster Woche. Werden alle Tests bestanden, heißt das: Grünes Licht für die Elektrifizierung des Chemnitzer Modells.“
Dies betrifft zuerst die Bahnstrecke nach Hainichen (C15) bis 2026. Chemnitz – Mittweida (C14) ist bereits elektrifiziert. Chemnitz – Burgstädt (C13) wird im Zuge des Streckenausbaus nach Leipzig elektrifiziert (von DB Netz). Die kommenden Strecken Chemnitz – Limbach-O. sowie die Verlängerung von C11 (Stollberg-Oelsnitz/E. – St. Egidien) werden bereits elektrisch projektiert.
Vergleich:
- Das Chemnitzer Modell zurzeit: rund 137 Kilometer, 5 Linien, 18 Bahnen.
- Das Karlsruher Modell zurzeit: rund 663 Kilometer, 19 Linien, 209 Bahnen.