Den Akkupack im Huckepack
Er ist leise, bequem, umweltfreundlich und sauber: Chemnitz konnte unlängst einen topmodernen Akkuzug bestaunen, wie er ab 2024 im Liniendienst zwischen Chemnitz und Leipzig zum Einsatz kommen wird.
Ein mehrstündiger Halt des Zuges im Chemnitzer Hauptbahnhof erfolgte im Rahmen von Testfahrten für das Zulassungsverfahren. Auf Einladung von Mathias Korda, Geschäftsführer der Verkehrsverbund Mittelsachsen GmbH (VMS) begrüßte Sven Schulze, Oberbürgermeister von Chemnitz und Vorsitzender des Zweckverbandes Verkehrsverbund Mittelsachsen (ZVMS), Neugierige und hochkarätige Prominenz aus Politik und Bahnbranche.
Darunter Michael Theurer, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr und Beauftragter der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Ines Fröhlich, Staatssekretärin im Sächsischen Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr (SMWA), Müslüm Yakisan, Präsident der Region Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH) bei Alstom und
Jan Kleinwechter, Geschäftsführer
Transdev Regio Ost GmbH.
Das ist der Akkuzug Coradia Continental BEMU
BEMU steht für Battery Electric Multiple Unit (deutsch: Akkuzug). Er lädt seine an Bord befindlichen Akkumulatoren während des Halts am Bahnhof über Ladestationen auf und kann so auf nicht elektrifizierten Bahnstrecken elektrisch fahren, heißt: preiswert und umweltfreundlich. Diese Technologie wird erstmals im getakteten Schienenpersonennahverkehr in den neuen Bundesländern auf die Schiene kommen. Elf dieser Bahnen kommen ab 2024 als RE 6 zwischen Chemnitz und Leipzig zum Einsatz.
Die Reichweite beträgt bis zu 120 Kilometer, die Nachladung erfolgt jeweils in Chemnitz und Leipzig. Die Bahnen sind sogenannte Dreiteiler und werden in der Regel in Doppeltraktion mit insgesamt 300 Sitzplätzen verkehren. Sie verfügen über Rollstuhlplätze, Fahrradstellplätze, behindertengerechte WC, Steckdosen und Tische. Sie unterscheiden sich von den bereits auf elektrifizierten Strecken im Einsatz befindlichen Coradia Continental (RE 3 Dresden – Chemnitz – Hof, RB 30 Dresden – Zwickau und RB 45 Chemnitz – Elsterwerda) für den Kunden nur durch die Akkus auf dem Dach. Elf dieser Fahrzeuge beschafft die VMS GmbH, die Vermietung erfolgt an das Verkehrsunternehmen Mitteldeutsche Regiobahn – Transdev. Finanziert werden die Fahrzeuge vom VMS und dem Zweckverband für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL). Beschaffung und Finanzierung erfolgen in lokaler Eigenverantwortung. Auftragswert: rund 70 Mio. Euro.
Das ist die Bahnstrecke Chemnitz – Leipzig
Die Bahnverbindung Chemnitz – Leipzig ist ausbaubedürftig. Große Teile sind eingleisig, es fehlen Kreuzungsbahnhöfe, die Strecke ist nicht elektrifiziert. Zurzeit verkehren dort diesellokbespannte Reisezugwagen noch aus DDR-Produktion. Gleichzeitig ist die Bahnstrecke die mit Abstand wichtigste überregionale Anbindung von Chemnitz an den Fernverkehr in Leipzig. Ausbau und Elektrifizierung sind in Planung. Allein im Monat Juni 2023 nutzten nach Angaben des Verkehrsunternehmens Transdev 200 000 Fahrgäste die Linie. Für die Nachladung der Akkuzüge in Chemnitz hat der VMS im Chemnitzer Hauptbahnhof das Gleis am Bahnsteig 5 elektrifiziert. Dies erfolgte mit Förderung durch den Freistaat Sachsen.
In Tagesrandlagen sollen die Akkuzüge auch als RB 80 nach Annaberg-Buchholz verkehren. Für die Nachladung dort wurde durch ein Konsortium eine 50Hz-Nachladestation entwickelt und aufgestellt. Das Konsortium:
DB Energie, DB Regionetz Infrastruktur, F&S Prozessautomation, Rail Power Systems, Smart Rail Connectivity Campus, TU Dresden und VMS.